Half-Naked-Beerenkuchen

Naked- oder Half-Naked-Kuchen haben sich zu DEN Trendtorten gemausert und es sogar geschafft, die pompöse mehrstufige Hochzeitstorte vom Thron zu stoßen. Mehr Charakter, mehr Kante, weniger spießig? Ich habe farblich bei diesem Rezept auf Kontraste gesetzt, ein dunkler Schokokuchen, eine Füllung aus frischen Beeren in leuchtendem Tiefrot und eine helle Frischkäse-Buttercreme. Ein phantastischer Festtagskuchen, der viel einfacher ist, als er aussieht und einmalig lecker ist. Wir haben ihn übrigens an einem stinknormalen Nachmittag ganz ohne Feierlichkeit gegessen. Das geht auch 😉 .

Halbnackt?

Half-Naked heißt diese fruchtige Torte, weil – du ahnst es schon – quasi auf den ersten Blick zu sehen ist, was in ihr steckt. Sie ist sozusagen halb-nackt. Die seitliche Oberfläche wird absichtlich mit nur sehr wenig oder eben gar keiner Creme bestrichen, die einzelnen Böden und Füllung sind von außen sichtbar. Zurückgehen soll der Trend für dieses rustikal-schicke Kuchendesign auf die New-Yorker-Starkonditorin Christina Tosi, Inhaberin der Milk Bar. 2013 soll sie begonnen haben, nicht nur die Creme, sondern auch die Kuchenschichten in den Vordergrund zu stellen. Damit traf sie offenbar den Nerv der Zeit. Heute hat jede Konditorei, die etwas auf sich hält, Naked- oder Half-Naked-Kuchen in ihrem Sortiment.

Naked-/Half-Naked-Kuchen wirken edel, haben aber nicht dieses perfekte, wie mit dem Lineal gezogene, Äußere, an dem viele Hobbybäcker frustriert scheitern. Genau deshalb gefällt mir dieser Stil. Die Unperfektion steht dem Wow-Effekt dabei nicht im Wege. Die Kuchen sind in jedem Fall ein Hingucker und damit eine perfekte Ergänzung zu jeder Feier oder Festlichkeit. 

Die Formen der Nacktheit

Man unterscheidet zwei Varianten des Naked-Kuchen. In diesem Rezept geht es um den Half-Naked-Kuchen, der sich dadurch auszeichnet, dass nur eine minimale Menge an Creme an den Seiten verstrichen wird. Du kannst das Rezept natürlich auch ganz einfach in einen Naked-Kuchen verwandeln, was schlicht bedeutet, dass die Seiten des Kuchens eben gar nicht mit Creme bestrichen werden. Beide Stile kinderleicht, kein Hexenwerk, machen aber (nicht nur) optisch richtig was her.

Drei Tipps für die Zubereitung von Naked- oder Half-Naked-Kuchen

1. Überlege Dir im Vorfeld, wieviele Schichten dein Kuchen haben soll. Du bist hier realtiv frei bei der Wahl der Teigschichtenanzahl. Dabei kannst du so vorgehen, dass du entweder jede Teigschicht einzeln nacheinander in der Springform backst oder du backst nur eine oder zwei Schichten und halbierst die einzelnen Schichten dann nach dem Auskühlen waagerecht, um mehrere Schichten zu erhalten. Dabei musst du unter Umständen die Backzeit ein wenig anpassen. Je dicker der Teig in der Form, desto länger braucht er, um gut durchzubacken. So lecker leicht saftig-matschiger Kuchtenteig auch ist, zum Schneiden eignet er sich für dieses Vorhaben leider überhaupt nicht. Solltest du mehrere Schichten backen, dann achte darauf, dass du jeweils in etwa die gleiche Menge Teig pro Schicht verwendest, damit das Ergebnis schön gleichmäßig wird.
2. Gleiche die Kuchenschichten an. Wenn du deine Kuchenschichten aufeinanderstapelst, achte darauf, sie möglichst gerade aufliegen zu lassen. Sollten deine Teigböden ungleichmäßig sein (manchmal wölben sie sich ein wenig in der Mitte), kannst du sie mit dem Messer etwas begradigen. Eine andere Möglichkeit ist, zu viel Platz zwsichen den Teigschichten mit Creme oder Füllung auszugleichen. Du bist auch nicht gezwungen, die Teigschichten Unter- auf Oberseite zu legen. Dreh die Teigschicht auf den Kopf, vielleicht wirkt das stimmiger.
3. Kühlen! Wir haben es hier mit Buttercreme zu tun, wenn auch viel Frischkäse eingerührt ist. Butter wird bei Zimmertemperatur weich – schnell auch zu weich. Deshalb solltest du den Kuchen vor dem Anschneiden unbedingt mindestens eine Stunde in den Kühlschrank stellen. So zerläuft nichts und es lassen sich stabile saubere Stücke schneiden.

Deko-Ideen

Dieses Rezept ist wieder eine tolle Basis für deine ganz eigenen Ideen. Dekoriere den Half-Naked-Kuchen, wie es dir Spaß macht, die Möglichkeiten sind endlos:

• essbare Blüten, zum Beispiel von Rose, Ringelblume, Lavendel, Veilchen…
• frisches Obst bzw. Beeren
• Kekse, Baiser, Pralinen
• Kandierte Früchte
• Nüsse oder Kerne
• ´Zimtstangen
• Bunte oder Schokoladenstreusel
• Kräuter wie zum Beispiel Minze oder Zitronenthymian

Rezept für Half-Naked-Beerenkuchen

ergibt 10 bis 12 Stücke. Benötigt werden eine Springform von 20 cm Durchmesser* und evtl. ein Tortenring*.

Zutaten:

Für den Teig:

• 3 Eier
• 160 g Butter
• 260 ml Milch
• 250 g Mehl (ich verwende gerne je zur Hälfte Weizenmehl und Weizenvollkornmehl)
• 250 g Zucker
• 60 g Backkakao
• 1,5 TL Natron
• 1,5 TL Backpulver
• 1 TL Zimt
• Salz
• 1 Tl Vanilleextrakt
• 70 g Vollmilchschokolade
• 35 g Zartbitterschokolade

Für die Creme:

• 240 g weiche Butter
• 230 g Puderzucker
• 450 g Frischkäse
• 50 g Sahne
• 1/3 TL Vanilleextrakt

Für die Beerenfüllung:

• 350 g gemischte Beeren (frisch oder tiefgekühlt)
• 200 ml Sauerkirschnektar
• 30 g Zucker
• 30 g Speisestärke
• 1/2 Päckchen Vanillezucker

Für den Guss:

• 250 ml Sauerkirschnektar
• 1 EL Zucker
• 1 Päckchen Tortenguss
• 75 g frische Beeren

Zubereitung:

1. Den Ofen auf 175° vorheizen. Den Boden einer Springform (20 cm ∅) mit Backpapier auslegen und den Rand einfetten.
2. Für den Teig: Beide Schokoladensorten grob hacken und im Wasserbad langsam schmelzen. Die Butter ebenfalls schmelzen und mit den Eiern, der Milch und dem Vanillextrakt verrühren. In einer anderen Schüssel Mehl, Zucker, Kakao, Natron, Backpulver, Zimt und Salz verrühren. Das Mehl zusammen mit der geschmolzenen Schokolade in die Ei-Butter-Mischung rühren. Ich habe drei Böden gebacken. Dazu den Teig in drei Portionen teilen, jeweils in die Form geben und nacheinander auf der mittleren Schiene im Ofen 35 Minuten backen. Keine Sorgen, der Teig kann warten, bis die Form erneut frei wird.
3. Für die Creme: Die weiche Butter und Puderzucker mit dem Handmixer* gut verrühren. Frischkäse, Sahne und Vanilleextrakt unterrühren. Die Creme kalt stellen.
4. Für die Beerenfüllung: 350 g Beeren waschen und mit Kirschnektar und Zucker aufkochen. Die Stärke mit wenig Wasser (ca. 2 EL) verrühren und in die Beeren rühren, unter Rühren noch mal aufkochen. Ebenfalls kalt stellen.
5. Den ersten Boden auf die Kuchenplatte setzen und, wenn du hast, einen Tortenring umlegen (es geht auch ohne). Nun 1/3 der Creme als Kranz an den Rand des Bodens formen. Du kannst dafür eine Spritztülle* verwenden oder die Creme mit dem Löffel formen. Es kommt nicht auf Perfektion an. Missgesschicke lassen sich gut kaschieren. Jetzt die Hälfte der Beerenfüllung in die Mitte des Cremekranzes streichen und den zweiten Boden auflegen. Auf ein Neues: Mit der Hälfte der verbliebenen Creme einen Kranz formen, die restliche Beerenfüllung hineingeben und mit dem letzten Boden bedecken. Von der übrig gebliebenen Creme 2 bis 3 EL abnehmen (diese wird für den Rand benötigt). Die Oberseite reichlich und die Seiten sparsam mit der zuvor abgenommenen Creme bestreichen.
6. Für den Guss Zucker und Tortenguss verrühren. Den Sauerkrischnektar in einen kleinen Topf geben und die Zuckermischung einrühren, unter Rühren einmal aufkochen. 1 bis 2 Minuten abkühlen lassen und dann mittig von oben in schneckenhausartig auf den Kuchen gießen. Mindestens 30 Minuten kalt stellen. Vor dem Servieren mit frischen Beeren dekorieren.

Das Rezept zum Ausdrucken gibt es hier: